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Hörgeräte zahlen sich aus – für den Einzelnen und die Gesellschaft
Wenn sich Familie oder Freunde über den zu lauten Fernseher beschweren, kann das ein erstes Anzeichen für eine Schwerhörigkeit sein. Wer jetzt schnell reagiert, tut sich und der Gesellschaft etwas Gutes: Eine frühzeitige Hörgeräteversorgung wirkt sich positiv auf die Gesundheit und die Lebensqualität der Betroffenen aus. Zudem senkt schnelles Handeln die Kosten, die der Gesellschaft durch den Hörverlust jedes Einzelnen entstehen.
185 Milliarden Euro betragen die Kosten unversorgter Schwerhörigkeit, die Jahr für Jahr in der EU entstehen. Zum Vergleich: Der gesamte EU-Haushalt betrug 2019 rund 165 Milliarden Euro. Für Deutschland liegen die Folgekosten unversorgter Schwerhörigkeit bei 39 Milliarden Euro jährlich bzw. 8.200 Euro pro betroffener Person jedes Jahr. Die Zahlen gehen aus einer Studie hervor, in der die renommierte Forscherin und Expertin für Akustik Bridget Shield Hunderte wissenschaftliche Studien und Artikel ausgewertet hat, die sich mit der Häufigkeit und den Folgen von Schwerhörigkeit sowie der Nutzung und den Vorteilen von Hörgeräten befassen.1
Die Kostentreiber: verringerte Lebensqualität und verlorene Produktivität
Bridget Shield nennt in ihrer Studie zwei wesentliche Ursachen für die hohen Kosten, die infolge einer unbehandelten Schwerhörigkeit entstehen:
„Die Studie zeigt, dass Schwerhörigkeit einen sehr großen Kostenaufwand für unsere Gesellschaft darstellt. Dieser entsteht, da eine Hörbeeinträchtigung, die unbehandelt bleibt, mit verringerter Lebensqualität und verlorener Produktivität einhergeht. Es ist also im Interesse des hörbeeinträchtigten Einzelnen und der gesamten Gesellschaft, dass eine Schwerhörigkeit früh erkannt und eine passende Behandlung sowie Unterstützung gewährleistet werden kann.“
Für Deutschland geht die Studie von 5,8 Millionen Menschen aus, die mit einer beeinträchtigenden Schwerhörigkeit von mehr als 35 Dezibel leben. Den Betroffenen fällt es zum Beispiel schwer, Gesprächen in lauten Umgebungen zu folgen. Trotzdem lassen sich 3,8 Millionen Schwerhörige nicht behandeln.
In Zahlen bedeutet das für Deutschland:
- 29 Milliarden Euro pro Jahr, verursacht durch die verringerte Lebensqualität
- 10 Milliarden Euro pro Jahr, verursacht durch verlorene Produktivität
Produktivität: Hohe Arbeitslosenrate verursacht Kosten
Den Produktivitätsverlust führt Shield auf eine höhere Arbeitslosigkeit zurück. So ist die Arbeitslosenquote bei Menschen, die nichts gegen ihre Schwerhörigkeit unternehmen, fast doppelt so hoch wie bei Hörgeräteträgern. Bei ihren Berechnungen berücksichtig Shield die Anzahl der schwerhörigen Personen im erwerbsfähigen Alter, das Bruttoinlandsprodukt pro Arbeitnehmer und die Beschäftigungsquote der 15- bis 64-Jährigen.
Lebensqualität und ihr Wert: Shields Rechnung
Die Lebensqualität berechnet Shield mithilfe sogenannter qualitätskorrigierter Lebensjahre, kurz QALY (Quality Adjusted Life Years). Sie geht davon aus – ähnlich wie die WHO in ihrem Bericht aus dem Jahr 2017 über die globalen Kosten von Hörverlust2 –, dass der monetäre Wert eines QALY dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf der einzelnen Länder entspricht. So errechnet sie die Kosten, die der Gesellschaft aufgrund der geringeren Lebensqualität bei unbehandeltem Hörverlust entstehen, aus der Anzahl der Schwerhörigen – aufgeteilt nach Schwere des Hörverlusts –, dem BIP pro Kopf und eigenen Berechnungen mit dem Health Utility Index (HUI) zur Kosten-Nutzen-Analyse von Behandlungsmaßnahmen bei Hörverlust.3
Hintergrund Lebensqualität: Was ist das eigentlich?
Der Begriff „Lebensqualität“ bezieht sich auf viele unterschiedliche Faktoren, die die Lebenssituation von Menschen beeinflussen. Er umfasst gesundheitliche Aspekte genauso wie die soziale, materielle, familiäre und berufliche Situation von einzelnen Personen. In der Medizin spielt der Begriff eine immer wichtigere Rolle. So wird der Erfolg einer Behandlung nicht mehr nur an körperlichen Befunden gemessen, sondern berücksichtigt auch die subjektiv wahrgenommene Lebensqualität.
In der Forschung gibt es verschiedene Instrumente, um die Lebensqualität zu ermitteln. Dazu gehört der sogenannte Health Utility Index (HUI). Er wird zum Beispiel verwendet, um die Auswirkungen eines Hörverlusts und die Vorteile von Hörgeräten abzuschätzen. Die Auswertungen von Shield zeigen, dass bei Menschen mit einem unbehandelten Hörverlust der HUI-Wert niedriger ist als bei Normalhörenden, die Lebensqualität ist also geringer. Der Verlust ist umso größer, je schwerwiegender die Hörschädigung. Kein Wunder: Schließlich kann ein unbehandelter Hörverlust unter anderem zu Einsamkeit, Depression sowie Demenz führen und persönliche und familiäre Beziehungen belasten.
Lebenserwartung versus Lebensqualität
Die individuelle Lebensqualität spielt auch bei der Kosten-Nutzen-Rechnung von medizinischen Maßnahmen eine Rolle. So gibt es etwa das auch von Shield verwendete Konzept der qualitätskorrigierten Lebensjahre, kurz QALY (Quality Adjusted Life Years). Darin werden Lebensqualität und Lebenserwartung gegeneinander aufgerechnet. Ein QALY entspricht demnach einem Jahr, das eine Person vollständig gesund verbringt. Für die Nutzenbewertung einer medizinischen Maßnahme heißt das: Zusätzliche Lebensjahre werden nicht voll angerechnet, wenn sie mit einer verringerten Lebensqualität einhergehen. Diese kann zum Beispiel mithilfe des Health Utility Index ermittelt werden.
Vorsorge lohnt sich
Im Vergleich zu den Folgekosten einer unversorgten Schwerhörigkeit ist eine Behandlung relativ günstig. Moderne digitale Hörgeräte, die man fünf bis sechs Jahre tragen kann, kosten die Gesellschaft rund 1.500 Euro. Das entspricht dem Betrag, den die gesetzlichen Krankenkassen für zwei Hörgeräte, zwei Ohrpassstücke und Reparaturpauschale bezahlen – und die über die Kassenbeiträge von der Allgemeinheit getragen werden. Die WHO stellt in ihrem Bericht aus dem Jahr 2017 fest: „Die Bereitstellung von Hörgeräten ist eine kostengünstige Strategie, insbesondere bei regelmäßiger Verwendung und Unterstützung durch Maßnahmen zur Rehabilitation.“
Um eine Hörminderung möglichst frühzeitig zu erkennen und ihre negativen Folgen bestmöglich zu verhindern, ist es wichtig, schon bei den ersten Anzeichen einen Hörtest machen zu lassen. So bewahren Betroffene ihre Lebensqualität und ersparen der Gesellschaft die hohen Folgekosten einer unbehandelten Hörminderung.
HÖREXperten raten: Wer älter als 50 Jahre ist, sollte einmal im Jahr für einen Hörtest zum Hörakustiker oder HNO-Arzt gehen. Hier finden Sie Ihren nächstgelegenen HÖREXperten.
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1) Shield, B. Hearing Loss – Numbers and Costs. Evaluation of the Social and Economic Costs of Hearing Impairment. Brüssel, Belgien: Hear-It. Februar 2019. (www.hear-it.org/sites/default/files/BS%20-%20report%20files/HearitReportHearingLossNumbersandCosts.pdf, abgerufen am 05.01.2021).
2) World Health Organization?. Global costs of unaddressed hearing loss and cost-effectiveness of interventions: a WHO report, 2017. (apps.who.int/iris/handle/10665/254659, abgerufen am 05.01.2021).
3) Die Berechnung wird ausführlich in Kapitel 15 der Studie „Hearing loss – Numbers and Costs“ dargelegt.